Warum die Wohngebäude-versicherung teurer wird

Beginnen wir diesen Text mit einer unverbrüchlichen Gewissheit: Brennt das Eigenheim bis auf die Grundmauern nieder oder wird es von den tosenden Fluten mitgerissen, zahlt die Wohngebäudeversicherung (WGV) den Wiederaufbau. Bis zum letzten Cent. Dabei muss es den – hoffentlich versicherten – Haus- oder Wohnungsbesitzer erst einmal nicht interessieren, dass die Kosten für die dafür benötigten Baumaterialien in den vergangenen Monaten rasant gestiegen sind. Das ist Sache der Versicherung. „Bei einem Schaden werden die anfallenden Kosten für Reparaturen oder Wiederherstellung zu aktuellen Preisen ersetzt – auch wenn sie höher liegen als die ursprünglichen Baukosten für das Gebäude“, erklärt Versicherungsvermittler Bernd Hoffmann. Im Fachjargon nennt man das „Versicherung zum gleitenden Neuwert“.

Etwas zum Neuwert zu ersetzen, war zu „normalen Zeiten“ eingeübte Praxis für die Wohngebäudeversicherer. Doch die Corona-Pandemie brach herein und mit ihr auch so manche Lieferkette entzwei – und mit dem russischen Überfall auf die Ukraine platzte bekanntlich auch noch der Traum vom billigen Gas: Die Preise für energieintensive Baustoffe wie Stahl, Stahlerzeugnisse oder Glas gingen 2022 durch die Decke – im Jahresdurchschnitt um gut 40 Prozent und mehr gegenüber dem Vorjahr.

Unter uns Hobby-Tüftlern: Stahl wird oft in Verbindung mit Beton unter anderem im Rohbau zur Verstärkung von Bodenplatten, Decken oder Wänden eingesetzt. Oder die gute alte Bitumen-Masse: Sie wird vor allem dazu verwendet, um Dächer, Gebäude und Fundamente gegen das Eindringen von Wasser abzudichten. Ein Baustoff also, der so alltäglich und unspektakulär in Erscheinung tritt wie eine beige gekleidete Rentnerin auf dem Stader Wochenmarkt. Teuerungsrate: 38,5 Prozent gegenüber 2021.